Informationen über Fluidinjektion
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Die Herstellung dickwandiger oder auch nicht kunststoffgerecht konstruierter Formteile (z.B. solche mit großen Wanddickensprüngen oder Massenanhäufungen) erfordert oft sehr lange Kühlzeiten und ist aufgrund von Einfallstellen nur mit einer hohen Ausschussquote möglich. Deshalb sind derartige Formteile häufig nicht wirtschaftlich zu produzieren. Abhilfe schafft hier das Fluidinjektionsverfahren. Es basiert auf der Idee, überschüssige Schmelze aus dem Inneren eines Formteiles mittels eines Fluides herauszudrücken und den erforderlichen Nachdruck über den im Inneren des Formteils wirkenden Fluiddruck zu erzeugen. Der Nutzen liegt auf der Hand: Durch reduzierten Materialeinsatz, schnellere Zyklen und geringere Ausschussquote ergeben sich geringere Teilekosten. Darüber hinaus ist die Designfreiheit erhöht, da auch nicht kunststoffgerechte Formteilgestalten wirtschaftlich herstellbar sind. Typische Formteile sind Griffe für Möbel, Elektrogeräte oder Automobile, sowie verrippte Formteile, bei denen das Fluidinjektionsverfahren zum Schwindungsausgleich eingesetzt wird. Des weiteren wird das Fluidinjektionsverfahren zur Produktion von Formteilen mit funktionalen Hohlräumen, z.B. Rohren eingesetzt. Nach dem Füllen der Kavität und einem kurzen Nachdruck zur Erzeugung einer hochwertigen Oberfläche wird das Fluid über Injektionsventile direkt in die schmelzeflüssige Seele eingebracht. Das Fluid verdrängt die überflüssige Schmelze in verschließbare Nebenkavitäten (Nebenkavitätenverfahren) oder zurück in den Schneckenvorraum (Masserückdrückverfahren). Dieses für Ferromatik Milacron patentierte Verfahren liefert Formteile mit bestechender Oberflächenqualität (keine Umschaltmarkierungen) und ggf. versiegeltem Hohlraum. Im Fall des Masserückdrückverfahrens steht die verdrängte Schmelze sogar unmittelbar für das nächste Formteil zur Verfügung. Dies schafft weitere Materialkostenersparnis. Als Fluide werden Gase, in der Regel Stickstoff (Airpress) oder Flüssigkeiten, d.h. Wasser (Aquapress) verwendet. Beim Einsatz von Wasser als Fluid wird der Verfahrensablauf erweitert durch das Stanzen einer Fluidauslassöffnung und dem Verdrängen des Wassers mit Druckluft, um ein nahezu trockenes Formteil zu erreichen. Darüber hinaus kann so zusätzlich ein Spülprozess mit kaltem Wasser vor dem Trocknen des Formteiles erfolgen.
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